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Zeitreise: Die Wasserversorgung von Dillingen und Pachten zwischen den Kriegen

Infolge der großen Materialknappheit während und unmittelbar nach dem Kriege konnten in der Wasserversorgung der Gemeinde Dillingen nur die notwendigsten Erweiterungen vorgenommen werden. In den 10 Jahren von 1914 – 1924 wurden, bedingt durch eine größere Anzahl von Neubauten, die Friedrich-Ebert-, die Torbogen-, die Pfarr-, die Brückenstraße und der Schäferweg mit einer Wasserleitung versehen. Weiterhin bezog die Gemeinde das Wasser von der Dillinger Hütte, die dieses mit Hilfe ihrer Wasserförderanlage in den „Dieffler Wiesen“ zu dem auf dem Babelsberg befindlichen Hochbehälter pumpte und am „Dieffler Tor“ in das gemeindeeigne Netz einspeiste. Über einen eigenen Wasserturm verfügte die sog. „Hüttenkolonie“, eine der Dillinger Hütte gehörende Häusersiedlung, die sich zwischen der Eisenbahn und der Merziger Straße befand – es handelte sich um das Gelände östlich der Eisenbahnbrücke der Linie Dillingen-Bouzonville, die dort über die Bahnlinie Saarbrücken-Trier führt. Der Wasserturm wurde 1923 im Auftrag der Dillinger Hütte zur Versorgung der dort befindlichen Häuser errichtet. Die Kapazität des in 25 m Höhe befindlichen Wasserbehälters war jedoch so gering, dass die Versorgung weiterer Gebäude nicht möglich war. Während des Krieges wurde der Zweckbau erheblich beschädigt und war damit für eine weitere Verwendung unbrauchbar. 1957 schließlich wurde der Wasserturm niedergerissen.

Von diesen wenigen Häusern der Hüttenkolonie abgesehen, wurde für alle anderen Gebäude der Gemeinde der notwendige Wasserdruck durch das natürliche Gefälle zwischen dem Hochbehälter (Babelsberg, Diefflen) und den etwa 40 m tieferliegenden Häusern in Dillingen erzeugt. Das Wasserversorgungsnetz der Gemeinde wies 1924 eine Länge von etwa 16 km auf.

Jeder Dillinger Haushalt konnte von der Gemeinde Wasser beziehen. Als ein überaus großes Problem dieser Zeit erwiesen sich die erheblichen Wasserverluste, die die Rentabilität der Wasserversorgung stark einschränkten. Für die im Jahre 1925 von der Gemeinde an die Konsumenten verabreichten 196.756 m³ Wasser mussten von der Hütte 314.667 m³ Wasser bezogen werden, d.h. 117.911 m³ Wasser gingen verloren, was einen Wasserverlust von 38 % ausmachte. Viele Städte und Gemeinden klagten über zu großen Wasserverlust, in Dillingen waren es allerdings 2 Faktoren, die sich in dieser Problematik besonders nachteilig auf die Wasserversorgung auswirkten:

(1) Dillingen weist durchweg Kiesboden auf, der die Eigenart hat, auch große Wassermassen relativ schnell nach unten versickern zu lassen. Wurde nun infolge von Rohrbrüchen und Rohrundichtigkeiten Wasser freigesetzt, so floss es nach unten durch die extrem wasserdurchlässigen Kiesschichten ab, anstatt, wie bei anderen Bodenarten üblich, nach oben zu steigen und über der Rohrundichtigkeit aus dem Erdreich zu treten. Wegen des unterirdischen Abflusses des Wassers war es in Dillingen oftmals gar nicht möglich ein Leck im Rohrnetz wahrzunehmen, so dass unter Umständen jahrelang erhebliche Wassermengen aus einer undichten Stelle unbemerkt in die Kiesschichten versickerten.

(2) Ein weiterer Grund der überaus hohen Wasserverluste lag darin, dass die Rohre, die bei der Errichtung eines Hausanschlusses Verwendung fanden, galvanisiert (mit einer dünnen Metallschicht überzogen) und dadurch gegen äußere Einwirkungen recht empfindlich waren. Gerade die zur Auffüllung häufig verwandte Hüttenschlacke griff die Rohre stark an und lies Ausflussöffnungen entstehen, aus denen dann das Wasser in die Kiesschichten versickerte.

Angesichts dieser widrigen Umstände wird sofort klar, wie ein solch hoher Wasserverlust zustande kommen konnte. Auch die Vertreter der Gemeinde waren sich dieser Problematik voll und ganz bewusst, konnten allerdings kaum etwas dagegen unternehmen, da als einzige wirkungsvolle Gegenmaßnahme nur eine komplette Erneuerung des Rohrnetzes in Frage kam; diese war jedoch für die Gemeinde nicht finanzierbar.

Mitte der zwanziger Jahre machte sich ein weiterer Missstand in der Dillinger Wasserversorgung bemerkbar. Infolge der verstärkten Bautätigkeiten, vor allem im Bereich Dillingen-Nord, genügte der Wasserdruck den Anforderungen nicht mehr. Die Gemeinde Dillingen wurde lediglich durch eine Speiseleitung von 200 mm Durchmesser mit Wasser versorgt; diese führte vom Dieffler Tor ausgehend entlang der Dieffler Straße in das Ortsnetz. Durch die erheblich gewachsene Zahl der Konsumenten war der Wasserdruck – besonders in Spitzenzeiten und im Sommer – so schwach, dass die Wassermengen, die den Hahn verließ, nicht nur den Ärger der Abnehmer hervorrief, sondern auch im Falle eines Brandes in keiner Weise ausreichte. Mit der Errichtung einer neuen, 250 mm Durchmesser starken Verstärkungsleitung durch die Werderstraße bis zur Moltkestraße konnte 1927 eine spürbare Verbesserung erreicht werden, wenn das Problem damit auch noch nicht aus der Welt war, was die folgende Veröffentlichung im Dillinger Anzeiger vom 15. Juli 1928 unterstreicht.

Während der heißen Sommertage konnte der verstärkte Wasserbedarf der Gemeinde Dillingen einfach nicht gedeckt werden. Das lag einmal an dem viel zu kleinen Hochbehälter der Dillinger Hütte auf dem Dieffler Babelsberg, der ja nicht nur Dillingen, sondern auch die Hütte selbst versorgen musste, dann allerdings auch daran, dass die Hütte aufgrund des verstärkten Eigenbedarfs die Wasserlieferungen an die Gemeinde drosseln musste und schließlich an den zu schwachen Förderpumpen in den Dieffler Wiesen. Daher hielt die Gemeinde schon 1929 nach Alternativen bzgl. der künftigen Wasserversorgung Ausschau. Man dachte an den Wasserbezug von Wallerfangen aus sowie an die Errichtung einer eigenen Wasserförderanlage. Dazu kam es jedoch nicht, die Hütte durch die Aufstellung stärkerer Pumpen die „Wassernot“ zumindest vorübergehend lindern konnte.

Während die zentrale Wasserversorgung zu Beginn der 20er Jahre in der Gemeinde Dillingen beinahe schon wie eine selbstverständliche Einrichtung in Anspruch genommen wurde – alle Dillinger Bürger konnten aus dem Versorgungsnetz Wasser entnehmen -, waren die Pachtener Bürger noch weit davon entfernt, den Segen einer eigenen öffentlichen Wasserversorgungsanlage zu erfahren. Nach wie vor war man in Pachten auf das mühsam zu fördernde Brunnenwasser angewiesen, wobei sich der von einer natürlichen Quelle gespeiste Dorfbrunnen besondere Beliebtheit erfreute. Es mehrten sich jedoch in der Bevölkerung von Tag zu Tag die Stimmen, die in dem Bau der Wasserleitung ein dringendes Bedürfnis sahen, so dass sich die Gemeindevertreter im März 1923 ernsthaft dieser Angelegenheit annahmen.

Der Bau der Wasserleitung wurde von der Pachtener Gemeindevertretung endgültig am 31. August 1923 beschlossen. Nach der Prüfung aller in Frage kommenden Möglichkeiten der Wasserversorgung boten sich 2 Wege an:

a) Beteiligung an einem Zweckverband zur Errichtung eines Wasserwerkes in den Wallerfanger Wiesen.

b) Errichtung einer eigenen Wasserförderanlage.

Gegen den Bezug des Wassers von Wallerfangen sprach die große Entfernung zwischen den Bohrbrunnen und der Gemeinde Pachten selbst – die Errichtung einer solch langen Speiseleitung war zu teuer. Ferner stellte die Saar ein natürliches Hindernis dar, dessen Überwindung ebenfalls kostenaufwendig war. Sicherlich war die Pachtener Gemeindevertretung auch darauf bedacht, in der Wasserversorgung unabhängig zu bleiben, einerseits, um der Gemeinde langfristig eine ergiebige Einnahmequelle zu sichern, andererseits um bei der Festsetzung des Wasserpreises eigene Wege gehen zu können. Welchen Stellenwert der Bau einer eigenen Wasserförderanlage für die Gemeinde Pachten hatte, zeigte sich nicht nur an den veranschlagten Kosten des Projektes von 800 000 Franken, sondern auch daran, dass man sogar eine Bürgerversammlung abhielt, um sich in dieser Angelegenheit der breiten Zustimmung der Pachtener Bürgerschaft gewiss zu sein.

Im Frühjahr 1925, also 2 Jahre nach dem Beschluss über den Bau einer Wasserleitung, trat man konkret an das Projekt heran, indem man im Distrikt „Katzenschwänz“ (heute: Industriegebiet Dillingen-Nord) die Erdbohrung der Brunnen veranlasste. Als Standort des Hochbehälters wurde der sog. Galgenberg (heute: Südöstl. Des Einkaufszentrums) auserwählt – das Gebiet wurde von der Hütte erworben. Die Lieferung der notwendigen Gussrohre übernahm die Halberger Hütte, die Wasserleitungsarbeiten wurden an den Pachtener Bauunternehmer Peter Bourgeois vergeben. Zur Finanzierung des Projektes nahm man 1925 einen Kredit von 26 000 Dollar auf (Beteiligung an der Dollaranleihe des Kreises), ein weiterer in Höhe von 190 000 Mark bei der Landesbank der Rheinprovinz in Düsseldorf folgte im Januar 1927. Die Arbeiten zogen sich über das ganze Jahr 1926 hin, so dass die neue Wasserversorgungsanlage der Gemeinde Pachten erst am 1. Februar 1927 in Betrieb genommen werden konnte.

Das benötigte Wasser wurde auf einem Gemeindegrundstück im Distrikt „Katzenschwänz“ an der Provinzialstraße Pachten/Beckingen gefördert – die Bohrbrunnen lagen unmittelbar neben der heutigen Dieselstraße. Dort waren in einem speziellen Pumphaus 2 mit elektrischer Energie betriebene Pumpen aufgestellt, die das Wasser in südöstlicher Richtung auf den gegenüberliegenden „Galgenberg“ in den dort errichteten Hochbehältern transportierten. Der Hochbehälter, der einen Fassungsraum von 250 m³ aufwies, lag 60 m höher als die Förderpumpen, so dass ein ausreichender Wasserdruck gewährleistet war. Vom Hochbehälter führte die 125 mm starke Hauptleitung durch die Provinzialstraße bis zur Dieffler Straße (heute Park/Werderstraße) und von dort unter der Eisenbahn hindurch in den Ort Pachten hinein. Die Gesamtlänge des Leitungsnetzes betrug 7 km, der Durchmesser der verlegten Rohre 125 mm (3,1 km), 100 mm (3,3 km) und 80 mm (0,6 km).

Von den in Pachten Ende 1926 vorhandenen 466 Häusern waren 460 mit dem Wasserversorgungsnetz verbunden. Für die bei Bränden, Straßenarbeiten usw. notwendige Wasserentnahme waren 75 Hydranten installiert worden.

Die ursprünglich kalkulierten Kosten in Höhe von 800 000 Franken wurde erheblich übertroffen. Letztendlich betrugen die Gesamtkosten der Anlage einschließlich aller Nebenarbeiten 1.396.373,45 Frs. (235 000 RM). Die Baukosten wurden vor allem dadurch erheblich erhöht, dass das Pumpenhaus in dem unsoliden Boden bis auf den Fels fundiert und die Baugrube abgespundet werden musste. Die Regierung des Saargebietes übernahm 33 % der Kosten.

Hält man sich die staatliche Summe vor Augen, die von der Gemeinde Pachten für die Erstellung ihrer Wasserversorgungsanlage aufgebracht werden musste, so wird klar, dass der von den Konsumenten zu entrichtende Wasserpreis recht teuer sein würde, um eine spürbare Amortisation der Anlage ermöglichen zu können.

So rief es kaum Verwunderungen hervor, als im Januar 1927, 5 Tage vor Inbetriebnahme der Anlage, der Pachtener Gemeinderat den Wasserpreis auf 2 Fr/m³ bei einem Mindestverbrauch von 3 m³/Monat festsetzte. Man beschloss ferner das Ortsstatut der Gemeinde Dillingen mit geringfügigen Änderungen zu übernehmen. Die Aufsicht und Ausführung notwendiger Reparaturen wurden an Anton Wirth gegen eine monatliche Pauschale von 175 Fr. übertragen.

Bei der Festsetzung des Wasserpreises ging die Gemeindevertretung von einem durchschnittlichen Wasserverbrauch von 40 Liter pro Kopf und Tag bzw. von einem Gesamtverbrauch der Gemeinde von etwa 35 000 m³/Jahr aus. Diese Rechnung ging allerdings nicht auf. Obwohl man im März eine monatliche Wassermessermiete von 1 frs. Einführte, waren die Einnahmen so gering, dass man schon im Juli 1927 den Wasserpreis auf 2,50 Fr/m³ erhöhte.

Erinnert man sich daran, dass die Dillinger Bürger zunächst von der neu erstellten Wasserleitung (1902) nur sehr wenig Gebrauch machten, so kann man das gleiche Phänomen auch in Pachten beobachten: Sparsam und häuslich wie die Leute waren, wurde der Wasserhahn anfangs nur selten aufgedreht und man nahm es weiterhin in Kauf, das Wasser mühsam von den vorhandenen Pumpen und Brunnen herbeizuschleppen. Sicherlich bedurfte es naturgemäß einer gewissen Anlaufzeit, bis sich der Pachtener Bürger mit dem Luxus der Wasserleitung vertraut gemacht hatte. Die spontane Erhöhung des Mindestverbrauches durch die Gemeindevertretung beschleunigte den Gewöhnungsprozess, so dass die Gemeinde schon im August 1927 mit 3.250 m³ verkauften Wassers auf ihre Kosten kam.

Auf die Initiative von Bürgermeister Nicola hin beschloss man die Herstellung einer Verbindung zwischen der Dillinger und Pachtener Wasserleitung, um so im Notfall den erforderlichen Wasserbedarf gegenseitig ergänzen zu können. Zu diesem Zweck sollten zwei Zuleitungen nebst Uhren und Schiebern in der Merziger Straße eingebaut werden. Der gegenseitige Wasserverbrauch wurde dann am Ende des Jahres aufgerechnet.

Es besteht kein Zweifel daran, dass der Bau der Pachtener Wasserversorgungsanlage eine lang ersehnte, notwendige Maßnahme war, die dem dringenden Bedürfnis Rechnung trug, hygienisch einwandfreies Wasser bequem zu beziehen. Die Nachbargemeinde Dillingen bezog zwar schon 25 Jahre früher Wasser aus ihrem Leitungsnetz, hatte jedoch im Gegensatz zu Pachten keine eigene Wasserförderanlage – nach wie vor bezog man das Wasser von der Hütte. Pachten war in der Wasserversorgung völlig unabhängig. Diese Unabhängigkeit musste die Pachtener Bürger allerdings teuer bezahlen.

Während der Kubikmeter Wasser Ende 1927 den Dillinger Konsumenten 0,5 Frs kostete, musste der Pachtener Bürger den fünfmal höheren Preis von 0,25 Frs/cbm „berappen“. Durch das im Dezember 1935 erlassene Energiewirtschaftsgesetz bzw. durch die am 1. April 1936 vollgezogene Eingemeindung Pachtens in die Gemeinde Dillingen wurde diese heute unvorstellbare Differenz im Wasserpreis aufgehoben. Damit ging natürlich auch die Pachtener Wasserversorgung in der Regie der Gemeinde Dillingen über, die allerdings auch die Tilgung der Schulden übernehmen musste.

Was die Dillinger Wasserversorgung betrifft, so tat sich in den 30er Jahren sehr wenig, obwohl die Anlage keineswegs den Anforderungen entsprach. Jahr für Jahr mussten weiterhin große Wasserverluste und vor allem an heißen Sommertagen Wassermangel und daraus resultierende Druckverluste in Kauf genommen werden. Zwar waren sich die Vertreter der Gemeinde dieser Problematik bewusst, sie konnte jedoch nicht beseitigt werden, da keine Gelder vorhanden waren. Das hatte mehrere Gründe: einmal genoss die 1930/31 erstellte Gasversorgungsanlage absolute Priorität, denn lähmte die sich daran anschließende Weltwirtschaftskrise sämtliche Aktivitäten dieser Art. Schließlich hielt man auch die Umstellung der Stromversorgung (1936/38) für ein dringendes Bedürfnis, so dass in den 30er Jahren an eine kostspielige Erneuerung der Wasserversorgung nicht zu denken war. Durch die Übernahme der Pachtener Wasserversorgungsanlage nach der Eingemeindung im Jahre 1936 trat zwar kurzfristig eine leichte Besserung ein, da man durch den Zusammenschluss von den Reserven dieser relativ neuen Anlage profitierte, eine zufriedenstellende Lösung der bekannten Problematik war damit jedoch nicht erreicht. Ende der 30er Jahre verschlechterte sich die Situation der Dillinger Wasserversorgung weiter, da die Kapazität der hütteneigenen Brunnen dem ständig steigenden Bedarf der Gemeinde nicht mehr gewachsen war und die Hütte vor allem im Sommer in erhebliche Lieferschwierigkeit geriet.

Als die Bevölkerung nach der 1. Evakuierung (1.9.39 – 1.7.40) wieder in ihren Heimatort zurückkehrte, befand sich die Wasserversorgung in einem so miserablen Zustand, dass eine umfassende Erneuerung derselben nicht mehr weiter aufgeschoben werden konnte. Gerade der geringe Durchfluss der Wasserleitung während der Evakuierung hatte die „Inkrustierung“ der knapp 40 Jahre in Betrieb befindlichen Gussrohre so stark gefördert, dass vom ursprünglichen Rohrquerschnitt ein ganz erhebliches Maß verloren ging. Das gleiche Übel konnte man bei zahlreichen Hausanschlussleitungen feststellen. Der damalige Leiter der Gemeindewerke, Dipl.-Ing. Schirra, veranlasste daraufhin die sofortige Verlegung neuer Hauptleitungen in der Stumm-, Hüttenwerk- (Jos. Goebbels-) und Saarlouiser (Saarlauterner) Straße sowie der entsprechenden Hausanschlussleitungen. Als die Dillinger Hütte, die den Wasserlieferungsvertrag mit der Gemeinde von1930 an jeweils um 1 Jahr verlängert hatte, beabsichtigte, die Wasserlieferung an die Gemeinde einzustellen und den Vertrag nicht mehr zu verlängern, begann man in Dillingen sofort mit der Planung einer eigenen Wasserförderanlage. Nachdem die Idee, eine neue Wasserzuleitung von Wallerfangen oder Saarwellingen zu errichten, schnell wieder verworfen wurde, boten sich folgende Möglichkeiten an:

1. Das vorhandene Wasserwerk Pachten wird für den vergrößerten Bedarf entsprechend ausgebaut und ein zweiter Hochbehälter errichtet.

2. Es wird ein neues Wasserwerk in Dillingen gebaut, wobei der erforderliche Druck entweder durch einen Windkessel oder einen Hochbehältererzeugt wird.

Obwohl das Pachtener Wasser (Distrikt: Katzenschwänz) von außerordentlicher Güte und in ausreichender Menge vorhanden war, scheiterte das Projekt an den hohen Kosten. Die vom Hochbehälter (Galgenberg) fortführende Speiseleitung hatt einen viel zu kleinen Durchmesser, um die Versorgung Dillingens mitübernehmen zu können. Eine neue Speiseleitung nach Dillingen zu dem zu errichtenden Hochbehälterwäre jedoch erheblich teurer gewesen als der Bau eines eigenen Wasserwerks in Dillingen. Auch schien der Gemeindevertretung der Bau einer zweiten Wasserförderanlage aus sicherheitstechnischen Gründen empfehlenswert: Der Ausfall des einzigen Wasserwerkes würde das gesamte Versorgungsgebiet in Mitleidenschaft ziehen, während bei zwei Förderanlagen zumindest eine Notversorgung garantiert wäre.

Diese Überlegung führten dazu, den Bau einer eigenen Wasserförderanlage und eines entsprechenden Hochbehälters in Dillingen selbst in Angriff zu nehmen. Als Standort der Brunnenanlage war das „Haienbachtal“ vorgesehen, da eine schon im August 1937 durchgeführte Versuchsbohrung durchaus zufriedenstellende Ergebnisse erbrachte. Der Standort des Hochbehälters sollte der nahegelegene Heiligenberg sein, von dem aus eine entsprechende starke Speiseleitung das Wasser in die Gemeinde befördern sollte.

Ende 1940 nahm man mit Hilfe eines Wünschelrutengängers aus Königsberg und einer Spezialfirma nach vorausgegangenem geologischen Gutachten 4 Bohrungen im Hainbachtal (hinter dem Gasthaus „Waldeck“) vor.

Die Bohrung Nr. 1, am Fuße des Heiligenbergs, erbrachte eine Wasserspende von 87 cbm/h. Die Bohrung Nr. 2, 100 m nördlich von Bohrung Nr. 1, lieferte sogar 97 cbm/h. Während die Bohrung Nr. 3, 200 m nördlich von Bohrung 2, nur geringe Wasserführung zeigte und daher wieder aufgegeben wurde, erbrachte die 4. Bohrung eine Wasserspende von 90 cbm/h. Die Bohrungen reichten bis in eine Tiefe von 52 – 56 m, wobei die dargestellten Ergebnisse während eines 500-stündigen Pumpversuches du bei einer mäßigen Spiegelabsenkung ermittelt worden waren. Aus den Pumpversuchen der Bohrungen Nr. 1, 2 und 4 ergab sich, dass unter allen Umständen der Gesamtwasserbedarf von Dillingen langfristig gewährleitet werden konnte. Ein Brunnen alleine würde schon für eine langfristige Bedarfsdeckung ausreichen, so dass die anderen Brunnen als Reserve dienen könnten.

Als Standort für den Hochbehälter bot sich der nahgelegene Heiligenberg geradezu an. Einmal war die Entfernung zu den Bohrbrunnen äußerst gering, was eine kurze Förderstrecke des Wassers und dadurch erhebliche Kosteneinsparungen ermöglichte. Ein weiterer Vorteil lag in der Höhe des Heiligenbergs. Mit 231 m lag er 48 m höher als das Gleisdreieck und 50 m höher als das Blumenviertel; dieser Höhenunterschied ließ eine Verbesserung des Wasserdrucks von 1,5 Atm etwa 4,5 Atm erwarten.

Bezüglich der Wasserqualität wurde vom Institut für Hygiene und Infektionskrankheiten (Saarbrücken) eine bakteriologische und chemische Analyse vorgenommen.

Das im Hainbachtal zu fördernde Wasser sollte nicht nur die Engpässe in der Dillinger Wasserversorgung beseitigen; gleichzeitig sollte es auch das dort geplante Freibad speisen.

Infolge der durch die Kriegsereignisse eingetretenen Materialknappheit gelang es jedoch nicht das Projekt wie geplant zu verwirklichen. Lediglich ein Brunnen konnte während des Krieges vollständig ausgebaut und an das Versorgungsnetz der Gemeinde angeschlossen werden. Es war aber nicht mehr möglich, den vorgesehenen Hochbehälter ebenfalls zu erstellen. Aus diesem Grund konnte die Wasserförderung nicht kontinuierlich durchgeführt werden, da der Wasserdruck in den entnahmeschwachen Nachtstunden so stark anstieg, dass das bereits 40 Jahre alte Rohrnetz zu zerreißen drohte; folglich förderte man das Wasser dort nur von morgens 6 Uhr bis abends 24 Uhr. Der Bau einer Entsäuerungsanlage konnte zurückgestellt werden, indem man das im Haienbachtal geförderte Wasser mit Wasser der Pachtener Brunnenanlage mischte, das kaum aggressive Kohlensäure enthielt. Trotz dieser Schwierigkeiten führte der während des Krieges erstellte neue Bohrbrunnen zu einer spürbaren Verbesserung der Dillinger Wasserversorgung, eine endgültige Lösung konnte vor allem durch das Fehlen des Hochbehälters verständlicherweise nicht erreicht werden.